„Innovationen in der Luftfahrtindustrie vorantreiben“
PLEXIGLAS® hebt ab
Weltweit ist Röhm mit seinen PLEXIGLAS® Fliegwerkstoffen seit mehr als 90 Jahren einer der führenden Produzenten für dieses Anwendungsfeld. Bekannte Flugzeughersteller nutzen seit langer Zeit die Produkte des Essener Unternehmens. PLEXIGLAS® wird aufgrund hoher optischer Qualität, geringem Gewicht und guter Verarbeitbarkeit traditionell in Kabinenfenstern von Verkehrsflugzeugen sowie in Cockpitscheiben von Flugzeugen und Hubschraubern eingesetzt.
Größere PLEXIGLAS® Platten für Flugzeugverscheibungen könnten Passagieren künftig einen besseren Ausblick ermöglichen. Zusätzlich machen sie die Produktion von herkömmlichen Kabinenfenstern effizienter.
Röhm investiert in Weiterstadt in eine neue Reck- und Polieranlage und kann damit ab Anfang 2018 größere PLEXIGLAS® Platten für die Luftfahrtindustrie liefern als bisher auf dem Markt erhältlich. Welche Möglichkeiten diese Investition bietet, erläutert Martin Krämer, Leiter des Geschäftsgebiets Acrylic Products im Segment Performance Materials, im Interview.
Röhm ist bereits jetzt einer der führenden Produzenten von Fliegwerkstoffen. Was wollen Sie mit der neuen Anlage erreichen?
Martin Krämer: Wir investieren damit in einen wachsenden Markt mit einem hoch spezialisierten Produktportfolio. Bis jetzt haben wir für diesen nur das Vorprodukt für gereckte Platten geliefert. Mit der neuen Anlage können wir auch den Reck- und Polierprozess im eigenen Hause durchführen. Dadurch werden wir zum Komplettanbieter gegossener und gereckter Platten aus PMMA für die Luftfahrtindustrie. Mit diesem Schritt untermauern wir unsere Position als führender Hersteller von polymeren Werkstoffen und Zwischenprodukten. Deshalb ist die Investition für uns der nächste logische Schritt, mit dem wir konsequent die Strategie unserer Business Unit Acrylic Products verfolgen – schließlich verzeichnet die Luftfahrtindustrie attraktive Wachstumsraten.
Es gibt aber ja bereits andere Anbieter für diese Produkte. Was können Sie Ihren Kunden durch die neue Anlage bieten, was andere nicht können?
Gerecktes PLEXIGLAS®
Werkstoffe, die in der Luftfahrt zum Einsatz kommen, müssen extrem hohe Belastungen aushalten. Für Scheiben in Flugzeugen und Hubschraubern kommt daher ein spezieller PLEXIGLAS® Typ zum Einsatz. Vereinfacht ausgedrückt sind das zertifizierte Platten aus gegossenem PLEXIGLAS®, die zudem in einem aufwendigen und sehr komplexen Verfahren gestreckt oder, wie der Fachmann sagt, gereckt werden. Der Vorteil gereckter PMMA-Platten: Sie weisen eine verbesserte Schlagzähigkeit und eine erhöhte chemische Beständigkeit auf.
Krämer: Zum einen erhöhen wir die Liefersicherheit. Denn die Branche hat aktuell einen steigenden Bedarf an gereckten PMMA-Platten, stößt aber im Markt auf begrenzte Kapazitäten seitens der Anbieter. Mit der neuen Produktionsanlage, unserer langjährigen Erfahrung in diesem Anwendungsbereich und unserem speziellen PLEXIGLAS® Know-how können wir gemeinsam mit unseren Kunden deren Wachstum unterstützen und Innovationen innerhalb der Luftfahrtindustrie vorantreiben. Denn bei großen Verscheibungen stößt die Branche bislang an Grenzen.
Gereckte PMMA-Platten gibt es in der Branche aktuell nur in einer Größe von maximal 2,5 mal 2,5 Metern.
Krämer: Das stimmt. Bei Passagierflugzeugen werden aus solchen Platten mehrere Fenster geschnitten. Für große Panoramafenster oder anspruchsvolle Cockpitscheiben aus einem Stück ist das aber zu klein. Wir sind ab 2018 in der Lage, unseren Kunden die größten Platten weltweit zu liefern – und zwar in einem Format von bis zu 3,7 mal 5,4 Metern. Mit diesem Mut zur Weiterentwicklung schaffen wir eine wichtige Voraussetzung für den Bau von Panoramaflugzeugen. Das ist eine maßgebliche Weiterentwicklung und ein gutes Beispiel dafür, wie wir mit der Leidenschaft für unsere Produkte unsere Vision „Evolution in Acrylics is our Passion“ mit Leben füllen.
Wie profitieren Ihre Kunden davon?
Gut zu verarbeiten
Die gereckten PLEXIGLAS® Platten werden besonders gleichmäßig sein. Experten sprechen von einer deutlich verbesserten Dickentoleranz. Dieser Wert gibt an, wie weit die Dicke des Materials um einen gewünschten Sollwert schwankt. Je geringer die Schwankungen und je konstanter der Wert, desto gleichmäßiger sind die technischen Eigenschaften des Materials und umso leichter lässt es sich verarbeiten.
Krämer: Der Trend geht ganz klar zu größeren Kabinenfenstern in Verkehrsmaschinen. Wir ermöglichen mit unseren neuen Formaten erstmalig übergroße Verscheibungen für Flugzeugfenster. Natürlich sind mit den neuen Formaten auch größere Designs für Hauben und Frontscheiben machbar. Zusätzlich helfen wir damit unseren Kunden, deren Fertigung effizienter zu gestalten.
Inwiefern?
Hersteller konventioneller Flugzeugscheiben können dann aus einer einzigen gereckten Platte mehr Fenster als bisher herstellen. Das rechnet sich richtig für unsere Kunden und ist damit ein wahrer Nutzen, den wir über das reine Produkt hinaus bieten. Genauso wie die größeren Designs für Hauben und Frontscheiben.