Stadionstimmung im Studio und zu Hause
Das „aktuelle sportstudio“ ist eine Institution für deutsche Fußballfans. Doch selbst Legenden brauchen ab und an ein frisches Make-up. Wie man eine Ikone verändert, ohne dass sie ihr Gesicht verliert, zeigt Atelier Markgraph.
1963 ging „das aktuelle sportstudio“ an den Start – zusammen mit der damals neu gegründeten Fußball-Bundesliga. Zur Saison 2017/2018 erhielt das Studio nun ein komplett neues Design, das einer Fußballarena nachempfunden ist: „Wir wollten mit unserem Redesign das Stadionerlebnis für die Zuschauer noch intensiver erlebbar machen“, erklärt Sebastian Nüßlein, Architekt bei Atelier Markgraph und einer der führenden Köpfe bei der Neugestaltung des Studios.
Jetzt geht’s richtig rund
Das neue TV-Set sollte nicht nur für alle drei ZDF-Sport-Formate – „das aktuelle sportstudio“, die „ZDF SPORTreportage“ und „ZDF SPORTextra“ – einsetzbar, sondern auch visuell wie technisch zeitgemäß sein. Um diesen Punkten gerecht zu werden und gleichzeitig mehr Stadion-Atmosphäre in das Studio zu bringen, wurde von Nüßlein und seinem Team das Konzept der medialen Fankurve erdacht. „Das neue Design bringt mehr Publikum im Studio unter und ermöglicht eine 360-Grad-Bespielung für das Kamerabild“, erläutert Ralf Schnürer, Herstellungsleiter bei Atelier Markgraph. „Denn die Stimmung im Studio überträgt sich auch auf die Zuschauer vor dem Fernseher.“
Mit PLEXIGLAS® wird die Fankurve lebendig
"Wir haben uns für PLEXIGLAS® LED Black & White entschieden, da sich mit diesem Material sowohl extrem dunkle als auch farbige Bildspektren abbilden lassen."
- Sebastian Nüßlein
Architekt Atelier Markgraph
Das tragende Gestaltungselement des neuen Designs sind rechteckige, leuchtende Elemente, deren Form den Fanschals der Fußballclubs entlehnt ist. „Damit wollen wir Emotionen wecken“, sagt Schnürer. Schließlich sei eines der charakteristischen und emotionalsten Bilder aus dem Stadion die Fankurve, in der Fußball-Begeisterte die Schals ihres Clubs hochhalten und ihre Helden lautstark anfeuern.
Diese insgesamt rund 100 „Fanschals“ bestehen aus circa 3 mal 0,5 Meter großen Metallkästen mit Hauben aus PLEXIGLAS®, auf denen während der Sendung Farbflächen oder Bilder zu sehen sind. „Wir haben lange nach einem geeigneten Material gesucht und uns schließlich für das einseitig satinierte PLEXIGLAS® LED Black & White 9H04 SC entschieden“, erinnert sich Nüßlein. „Denn für die medialen Elemente brauchten wir eine möglichst gleichmäßige Hinterleuchtung. Diese konnten wir in Kombination von farbigen LEDs und der Lichtstreuung von PLEXIGLAS® erreichen.“
Eine innovative Idee, die der Funktionsweise und Qualität von LED-Displays ähnelt: Die Hinterleuchtung durch LEDs funktioniert hierbei wie ein Farbpunkte-Raster. Jeder einzelne Lichtpunkt kann die Farbe wechseln und im Verbund als LED-Raster Farbflächen, Bilder und sogar Filmsequenzen erzeugen, die von hinten auf das PLEXIGLAS® projiziert werden.
Jede Woche einmal auf- und wieder abbauen
Eine weitere Herausforderung war die Tatsache, dass das Set des „aktuellen sportstudios“ jeden Freitag aus dem Lager des ZDF transportiert, im Studio aufgebaut und am Sonntag wieder abgebaut und eingelagert werden muss. „Das war für uns ein Grund mehr, uns für PLEXIGLAS® zu entscheiden, denn das Markenacrylglas ist robust und leicht“, erläutert Nüßlein.
Für diese speziell konstruierten LED-Module war jedoch viel Entwicklungsarbeit notwendig, bei der sich zeigte, dass PLEXIGLAS® LED Black & White die entsprechenden Materialeigenschaften mit sich bringt. „Wir brauchten ein Material, das ohne Hinterleuchtung schwarz aussieht und dennoch bei Aktivierung durch LEDs eine intensive Darstellung der Farben ermöglicht“, erklärt Nüßlein. „Das ging nur mit diesem speziellen Material.“
Eine weitere Herausforderung war es, den richtigen Abstand zwischen LEDs und PLEXIGLAS® auszutüfteln – die LEDs durften nicht zu nah und nicht zu weit entfernt von der Platte sein, da sonst die einzelnen Lichtpunkte sichtbar wurden oder die Farben verwaschen wirkten.
Auch bei den anderen Studioelementen, die aus PLEXIGLAS® hergestellt wurden, war eine gleichmäßige Lichtstreuung wichtig – und eine Oberfläche, die Lichter nicht reflektiert. Deshalb wurden die Stufen und die Leuchtkanten im Zuschauerraum aus PLEXIGLAS® Satinice gefertigt. Der Moderatorentisch wurde aus entspiegeltem PLEXIGLAS® GS hergestellt, das nachträglich mattiert wurde. Dies ist eine sichere Methode, um auch bei den Rundungen der Kanten, die durch die Dehnung des Materials schnell glänzend werden können, Lichtreflexionen zu verringern.
Das Runde und das Eckige
Zwei weitere legendäre Elemente des Studios bedurften ebenfalls eines gefühlvollen Redesigns: die Uhr und die Torwand. „Eigentlich wollten wir diese beiden Elemente so ursprünglich wie möglich belassen“, erinnert sich Nüßlein. „Im Verlauf des Projektes zeigte sich jedoch, dass es stimmiger ist, auch die Uhr zu digitalisieren und die Torwand zu medialisieren.“ Hier ergaben sich wieder ganz neue Materialanforderungen, denn ein Fußball kann schon bei einer Schussdistanz von elf Metern mit bis zu 120 km/h aufprallen.
Auch hier bewährte sich das Markenacrylglas von Röhm mit seiner hohen Schlagfestigkeit. Da jeder Treffer mit Leuchtakzenten gefeiert werden sollte, musste auch die aufwendige Elektronik erschütterungssicher konstruiert und installiert werden. Einen kleinen Hauch von Nostalgie gönnten sich Nüßlein und Schnürer jedoch – im unbeleuchteten Zustand sieht die Torwand fast wie das Vorgängermodell aus.
"Wir hatten vor dem Projekt einen Riesenrespekt – aber die Freude war noch größer."
- Ralf Schnürer
Herstellungsleitung Atelier Markgraph
Sportwelt der unbegrenzten Möglichkeiten
Das neue Studiodesign bietet eine Unmenge von Gestaltungsmöglichkeiten, die von Regie und Kameraleuten gerade ausprobiert werden. „Jede Woche werden die Bilder schöner“, freut sich Nüßlein. „Auf einmal sieht man neue Kameraeinstellungen, andere Hintergrund-Bespielungen und innovative Kamerafahrten. Wir freuen uns über die Wandelbarkeit des neuen Studiodesigns und sind gespannt auf weitere großartige Sport-Momente im ZDF.“