Kunststoffverarbeitung

Mut zur Digitali­sierung zahlt sich aus

4 min.

Digitale Prozesse steigern die Effizienz, unterstützen die Mitarbeitenden und helfen, Material zu sparen. Davon ist Joachim Schäfer überzeugt. Deshalb treibt der PLEXIGLAS® Partner in seinem Betrieb konsequent die Digitalisierung voran. Hier gibt er Einblicke.

© Schäfer Kunststofftechnik GmbH

Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff. Allein bei PLEXIGLAS® sind im Standardprogramm rund 70 verschiedene Platten, Stäbe und Rohre erhältlich. Diese Vielfalt gewährt eine enorme Gestaltungsfreiheit, aber sie ist durchaus eine Herausforderung für eine ressourcenschonende Produktion – weiß auch Joachim Schäfer, der Geschäftsführer des Betriebs „Schäfer vollendet.“ in Ortenberg bei Offenburg. Um effizienter zu arbeiten und wertvolles Material zu sparen, setzt er auf digitale Prozesse.

In der Digitalisierung sieht Schäfer das Potenzial und damit die Wachstumschancen für die Zukunft. Digitalisierung helfe einerseits, auf Krisen zu reagieren, erfordere andererseits aber auch die Bereitschaft, aus festgefahrenen Routinen auszuscheren, neue Rollen und Aufgaben zu gestalten. Er ist überzeugt: „Mit derselben Zahl an Mitarbeitenden lässt sich der Umsatz um etwa 25 bis 30 Prozent steigern. Und das ohne Stress.“

Eine banale Erkenntnis war der Auslöser für den digitalen Wandel in dem mittelständischen Unternehmen: „Zu viel Text, zu viel Papier!“ Schäfer fand die Produktionssteuerung mit textlastigen Arbeitsanweisungen für mehr als 11.500 unterschiedliche Produkte unübersichtlich und nicht mehr zeitgemäß. Zuerst ersetzte er den Textwust durch Bilder und verkürzte die Informationen aufs Nötigste. Und schon bald wird der gesamte Produktionsprozess in seinem Unternehmen digital über eine App gesteuert – intuitiv und übersichtlich.

„Betriebe, die sich nicht ver­ändern wollen, werden nicht über­stehen.“

Joachim Schäfer, Geschäftsführer des Kunststofftechnikbetriebs „Schäfer vollendet.“

Digitalisierung fängt bei den Kundinnen und Kunden an

Der digitale Produktionsprozess beginnt schon bei den Kundinnen und Kunden, die bei „Schäfer vollendet.“ beispielsweise Komponenten für den Ladenbau, Lichtobjekte oder Maschinenabdeckungen aus PLEXIGLAS® beauftragen. Sie erstellen eine CAD-Zeichnung des Auftrags in 3D und übermitteln sie als STEP-Datei mitsamt einer Maschinennummer an den Verarbeitungsbetrieb. „Ist alles komplett, kann ein Auftrag in fünf Minuten erfasst sein“, sagt der Unternehmer.

 

Daten in Echtzeit

Die Auftragsdaten werden eingelesen und kommissioniert. Alle Komponenten, die für das Endprodukt hergestellt und bearbeitet werden müssen, sind anhand der Maschinennummer nachverfolgbar gekennzeichnet. Nach den unterschiedlichen Bearbeitungsverfahren landen alle Teile gemeinsam auf einer Palette zur Auslieferung an den Kunden. „Damit erreichen wir eine sehr hohe Liefergenauigkeit von 97 bis 99 Prozent“, sagt Schäfer.

Die Kunden und Kundinnen können währenddessen über ein Kundenkonto in Echtzeit nachvollziehen, in welchem Produktionsschritt sich sein Auftrag befindet, ähnlich wie bei der Sendungsverfolgung eines Pakets. Überhaupt sind die Funktionen benutzerfreundlich und von anderen Apps vertraut, die man im Alltag auf dem Smartphone nutzt. So lässt sich beispielsweise das gleiche Produkt jederzeit noch mal bestellen oder mit wenigen Klicks modifizieren.

© Jigal Fichtner

Joachim Schäfer ist Geschäftsführer des 1963 gegründeten Betriebs Schäfer Kunststofftechnik GmbH, der sich heute „Schäfer vollendet.“ nennt. Ein Team von rund 95 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt, konstruiert und fertigt Systemlösungen aus Kunststoffhalbzeugen, unter anderem aus PLEXIGLAS®. Die Kunden kommen aus den Branchen Maschinenbau, Medizintechnik, Lichttechnik, Raumdesign und Werbetechnik. „Schäfer vollendet.“ ist zertifiziert nach ISO 9001:2015.

© Schäfer Kunststofftechnik GmbH

Produktionssteuerung per App

Auch für die Mitarbeitenden bei „Schäfer vollendet.“ sind alle Betriebsabläufe transparent. Auf einem zentralen Großmonitor finden sie einen transparenten Überblick über den Produktionsplan des Tages mit Bildern der zu fertigenden Teile. Von dort zieht sich jeder seine Einzelaufträge auf sein Mobilgerät. Nach einem Klick aufs Bild erscheinen die nötigen Informationen für die Bearbeitung. In Echtzeit lassen sich weitere Daten abrufen, zum Beispiel die Auslastung der Maschinen. Und über Filteroptionen wie „gleicher Auftrag“, „gleiches Material“, „gleiche Komponenten“ erkennen die Mitarbeitenden, ob Teile die Produktion gemeinsam durchlaufen könnten.

Zeigt die App an, dass jemand gerade das gleiche Material verarbeitet, wird abgesprochen, ob es sinnvoll ist, beispielsweise eine PLEXIGLAS® Platte für beide Zuschnitte zu nutzen. „So arbeiten wir effizient und schonen Ressourcen“, erklärt der Unternehmer, dem Nachhaltigkeit am Herzen liegt.

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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch den digitalen Wandel begleiten

An dieser Stelle kommt es auf das Wissen, die Erfahrung und die Kommunikation der Mitarbeitenden untereinander an. Schäfer betont: „Digitalisierung braucht weiterhin den Menschen.“

Trotz all der Vorteile löst die neue Technik bei manch einem Unsicherheit aus. Schäfer entgegnet: „Die Digitalisierung kommt sowieso. Dann ist es doch sinnvoller, sie mitzugestalten und künftig eigenverantwortlicher arbeiten zu können.“ Das bereite Erfolgserlebnisse und senke das Risiko für Burn-out und Ausfallzeiten.

Der Unternehmer weiß, dass manche Mitarbeiter auf dem Weg in die digitalisierte Arbeitswelt engere Leitplanken brauchen als andere. „Digitalisierung hat für mich drei Aspekte: Menschlichkeit. Klarheit. Wahrheit“, sagt er.

„Digitalisierung hat drei Aspekte: Menschlichkeit. Klarheit. Wahrheit.“

Joachim Schäfer, Geschäftsführer des Kunststofftechnikbetriebs „Schäfer vollendet.“

Vertrauenspartnerschaft zwischen Herstellenden, Verarbeitenden und Kunden

Wenn Digitalisierung konsequent umgesetzt wird, ändern sich auch Geschäftsbeziehungen zwischen Herstellenden, Verarbeitenden und den Kundinnen und Kunden. Schäfer spricht von „Vertrauenspartnerschaft“ und betont: „Wir werden andere Gespräche führen, mehr Strategiegespräche!“ Dies eröffne die Chance, gemeinsam neue Produkte zu entwickeln oder Synergien zu nutzen.

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