Designschaffende haben es in der Hand, wie schnell wir Dinge wieder wegwerfen. Etwa weil sie unpraktisch sind, weil sie kaputtgehen, weil das Material verschleißt oder weil wir uns einfach daran sattgesehen haben. Aber Wegwerfen ist nicht mehr zeitgemäß.
Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit hat alle Lebensbereiche erfasst. Deshalb achten Produktdesigner und -designerinnen heute stärker auf die Schonung von Ressourcen. Sie verwenden biobasierte oder recycelte Materialien und entdecken bewährte Werkstoffe neu. Damit einher geht die Rückbesinnung auf eine reduzierte Formensprache und materialsparende Gestaltung.
Als großes Vorbild dafür gilt der Industriedesigner Dieter Rams. Er formulierte zehn Thesen zu gutem Design, die von jüngeren Designschaffenden aufgegriffen und im Sinne einer nachhaltigen Produktgestaltung erweitert werden. Über diese Entwicklung und über Kriterien für langlebiges Design hat PLEXIGLAS® mit dem Designhistoriker Professor Klaus Klemp gesprochen.
Herr Professor Klemp, warum werden manche Gebrauchsobjekte zu Designklassikern, die Menschen auch noch Jahrzehnte später gefallen?
Ich möchte kurz ausholen, um die Frage zu beantworten. Der kanadische Philosoph und Medienwissenschaftler Marshall McLuhan unterscheidet zwischen „kalten“ und „heißen“ Medien. Ein „kaltes“ Medium ist eines, in das sich der Rezipient stark selbst einbringen muss. Zum Beispiel Cool Jazz – Musik, die sehr reduziert ist, bei der man sozusagen im Kopf mitarbeiten muss. Und auf der anderen Seite gibt es „heiße“ Medien, etwa Operetten oder Kinofilme, von denen man sich einfach mittragen lassen kann, ohne die Fantasie zu bemühen.
Auf Design übertragen, sind „heiße“ Medien die vielen schönen bunten Dinge, die uns überwältigen und begeistern. Aber irgendwann sind wir sie leid, weil wir nicht selbst daran partizipieren. Ein sehr reduzierter Gegenstand, der sehr gut proportioniert ist, die richtige Form hat und aus den richtigen Materialien besteht, erlaubt es dagegen, die eigenen Empfindungen einzubringen.