Der Durchbruch gelang den Chemikern der Röhm & Haas AG 1933 mit dem vielseitigen Kunststoff PLEXIGLAS®. Das Material ist heute einer der bekanntesten Kunststoffe der Welt.
© Evonik Industries AG, Konzernarchiv Hanau
Ein neugieriger und wissensdurstiger Mensch muss Otto Röhm gewesen sein. Wie lässt es sich sonst erklären, dass er im Laufe seines Lebens an mehr als 70 Erfindungen beteiligt war? Die bis heute erfolgreichste davon: PLEXIGLAS®. Die Entwicklung des Werkstoffes kostete ihn jedoch einiges an Geduld und auch Mut.
Von 1891 bis 1894 absolvierte Otto Röhm eine Ausbildung zum Apothekergehilfen, wenige Jahre später legte er die Prüfung zum Apotheker ab.
Geboren wurde Otto Karl Julius Röhm am 14. März 1876 in Öhringen/Königreich Württemberg. Nach der Schule begann er 1891 mit 15 Jahren eine Lehre zum Apothekergehilfen. Die Lehrjahre waren hart, denn er musste täglich von 7 bis 22 Uhr arbeiten – und es standen ihm kaum freie Tage zu. Dem Abschluss der Ausbildung folgten drei Gehilfenjahre, die Otto Röhm in verschiedenen Apotheken absolvierte. Nach der Gehilfenzeit setzte er seine Pharmazie-Ausbildung fort und legte 1899 erfolgreich die Prüfung zum Apotheker ab. Die Approbation ermöglichte ihm das ersehnte Studium der Chemie an der Universität Tübingen. 1901 beendete er das Studium mit der Promotion. Das Thema seiner Abschlussarbeit – „Über Polymerisationsprodukte der Akrylsäure“ – sollte später entscheidend für den Werdegang seines Unternehmens Röhm & Haas werden.
Mit seiner umfangreichen Ausbildung – schließlich war Otto Röhm nun Pharmazeut und Chemiker – hatte er die besten Voraussetzungen, um einen bahnbrechenden Werkstoff wie PLEXIGLAS® zu entwickeln. Anfang des 20. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der sich Deutschland gerade zu einer der größten Industrienationen der Welt entwickelte, wandte sich das Multitalent jedoch zunächst einem Produktionsbereich zu, den die Neuerungen der Industrialisierung noch nicht erreicht hatten: der Gerberei. Es gelang ihm als erstem Chemiker, Enzyme zu isolieren und basierend darauf ein neuartiges Beizverfahren für die Lederindustrie zu entwickeln.
Mit seinem Produkt OROPON® machte Otto Röhm das Beizverfahren hygienischer und die Ergebnisse hochwertiger. Bis dahin hatten die Gerber mit tierischen Exkrementen gearbeitet. Die Nachfrage nach OROPON® war so groß, dass Röhm im Jahr 1907 gemeinsam mit Otto Haas die offene Handelsgesellschaft Röhm & Haas gründete.
Neben der Leder- und Textilindustrie kam die Forschung zu Enzymen auch in anderen Bereichen zum Einsatz: Otto Röhm und sein Team entwickelten Waschmittel, Kosmetika sowie pharmazeutische Präparate zur Wundbehandlung und zur Verdauungsförderung. Außerdem fanden die Enzyme Verwendung bei der Herstellung von Backwaren und von Fruchtsäften.
Otto Röhm, auf dem Foto von 1937 mit seinem ersten und seinem 1.000sten Mitarbeiter zu sehen, war als Vorgesetzter vor allem bekannt für seine Pünktlichkeit und seine Sparsamkeit. In den früheren Jahren gingen er und seine Beschäftigten noch zu Fuß zum Werk. Es wird erzählt, dass er, um pünktlich die Fabrik zu betreten, des Öfteren im Laufschritt zur Firma eilte. Dem schlossen sich die Mitarbeiter an, sodass manchmal eine ganze Prozession von Betriebsangehörigen hinter ihrem Chef herlief.
Als die bisherigen Geschäfte gut liefen, konnte sich Otto Röhm 1912 schließlich der Kunststoffforschung widmen. Ein Risiko. Denn dieser Bereich hatte mit dem bisherigen Geschäft des Unternehmens nichts zu tun, war zudem extrem kostenintensiv und bot keine Aussicht auf eine schnelle Verwertbarkeit.
Eine solche Neuausrichtung forderte Röhm deshalb eine gehörige Portion Mut und Entschlossenheit ab – was sich auch im Arbeitsalltag bei Röhm & Haas widerspiegelte. Es heißt, dass der Firmengründer damals täglich die Laboratorien und Betriebe besuchte, mit den Chemikern sprach und sich über den Stand der Dinge informierte. „Ich glaube nichts, was ich nicht selbst probiert habe“, war ein von ihm oft gebrauchtes Wort.
Walter Bauer begann 1918 als Chemiker bei Röhm & Haas, als sich die Acrylatchemie noch in den Anfängen befand. Als Laborleiter war er bereits entscheidend an der Entwicklung des Sicherheitsglases LUGLAS® beteiligt – der ersten Kunststoffanwendung des Unternehmens.
Genauso war auch seine Forschung zu PLEXIGLAS® maßgebend: Er und sein Team entwickelten die Gießtechnik für PLEXIGLAS® Platten sowie das Herstellungsverfahren von PLEXIGLAS® Rohren durch Schleuderpolymerisation.
Nach einigen Erfolgen im Bereich der Acrylate wandte sich Otto Röhm Ende der 1920er Jahre schließlich den Methacrylaten zu. Walter Bauer, sein damaliger Laborleiter, untersuchte die Methacrylate auf ihre Eignung als Verbundglas. Bei Bauers Forschungen stellte sich heraus, dass Polymethylmethacrylat (PMMA) ein harter, durchsichtiger Werkstoff war – ganz im Gegensatz zu den bisher erforschten Acrylaten.
Als Otto Röhm die erste Probe PMMA vorlag, entschloss er sich, die Erforschung dieses Werkstoffes mit allem Nachdruck voranzutreiben. Dem Forschungsteam gelang es schließlich, das Rohmaterial kontrolliert zwischen herkömmlichen Glasscheiben zu polymerisieren: Heraus kamen dünne Acrylglasscheiben, die Röhm bereits 1933 unter der Marke PLEXIGLAS® registrieren ließ.
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